Politik
Jabberwocky
Äthiopien - Die Alltäglichkeit des Verhungerns.
Wassermangel, Umweltzerstörung (auch in den Industrieländern!) und Krieg sind die Hauptursachen für den Hungertod in Afrika. Der gravierende Mangel an Wissen und Information, Bildung und Ausbildung erzeugt Armut. Je geringer die Bildung und je größer die Armut, desto leichter lassen sich Menschenmassen für Terror und Krieg mobilisieren.
Äthiopien und Eritrea im Osten Afrikas führen seit 1998 Krieg um ein Stück unwirtlichen Landes, während gleichzeitig Millionen Menschen, vor allem Kinder, Frauen und alte Leute, in diesen Staaten gnadenlos verhungern müssen. Denn beiden Staaten gehören zu den ärmsten der Welt; Hundertausende überleben nur durch die humanitäre Hilfe des Westens. Trotzdem lassen die Regierungen Unmengen von Geld in Waffenkäufe für diesen idiotischen Krieg um ein karges Grenzgebiet fließen. Solange die Länder Dollar haben, ist es auch kein Problem, Waffen zu kaufen. Von diesen Dollars profitieren vor allem Rußland und Israel, die wichtigsten Waffenlieferanten. Wenn Äthiopien Nachschub braucht, dann liefert Rußland, braucht Eritrea wieder Waffen, dann liefert Rußland auch. Oder es liefern Israel, die Ukraine oder Bulgarien.
Zwar verlangen Deutschland, die USA, Großbritannien, Kanada und die Niederlande ein totales Waffenembargo, doch das blockierte Rußland im Weltsicherheitsrat. Problematisch ist hier wieder die Einflußlosigkeit Deutschlands in der UN, obgleich es zu den großen Zahlmeistern der Weltorganisation gehört. Weil die USA ihre Mitgliedsbeiträge nur sporadisch zahlen, wenn der Kongreß gerade mal wieder ein paar Millionen Dollar freigibt, steht Deutschland nach Japan an zweiter Stelle der Staaten, die mit ihren Beiträgen die UN am Leben erhalten.
Da bekannt wurde, was die Entwicklungshilfe schon lange beklagte, nämlich daß Äthiopien Nahrungsmittel- lieferungen, die auch mit deutschen Steuergeldern finanziert wurden, außer Landes schafft, dann auf dem Weltmarkt für gute Dollars verkauft und mit dem Erlös in Rußland Waffen einkauft, keimte ein Hauch von Unmut im Deutschen Außenministerium.
Um sich auf den EU/Afrika-Gipfel vorzubereiten, hatte der deutsche Außenminister Joschka Fischer (Die Grünen) sich bereits anläßlich der sintflutartigen Überschwemmungen in Mosambique an Ort und Stelle informiert und kam zu der visionären Schlußfolgerung, daß Afrika besser geholfen werden müsse.
Trotzdem ist nichts geschehen, kein Konzept gegen kriegswütige Machthaber, keines gegen deren dollargeilen Waffenlieferanten, nicht einmal eine frühzeitige Katastrophenhilfe wurde von der internationalen Staatengemeinschaft ins Leben gerufen. Von ein paar Politiker-Krokodilstränen werden in den Dürregebieten Afrikas auch in Zukunft keine Lebensmittel wachsen.
Deutsche Beteiligung am Völkermord in Tschetschenien?
Laut dem ARD-Politmagazin Monitor vom 13. April 2000 haben deutsche Spionagedienste mit dem russischen Geheimdienst KGB zusammengearbeitet und diesen mit Informationen über die tschetschenischen Widerstandskämpfer versorgt. So seien unter anderem tschetschenische Ausbildungslager in Afghanistan von deutschen Nachrichten- diensten überwacht worden, die sich zum verlängerten Arm des KGB gemacht hätten.
Aus dem Umkreis des russischen Geheimdienstes FSB will die "Zeit" erfahren haben, Deutschland hätte Moskau Erkenntnisse über westdeutsche Firmen überlassen, die tschetschenische Kämpfer finanziert haben sollen. Nach Informationen der russischen Zeitung "Iswestija" habe Rußland der deutschen Regierung als Gegenleistung versprochen, Reisen tschetschenischer Widerstandskämpfer nach Deutschland zu verhindern.
In Berlin wird zur Erinnerung des deutschen Völkermords an den Juden ein riesengroßes Holocaust-Mahnmal errichtet.
Japanische Entwicklungshilfe.
Anläßlich der elften Vertragsstaaten- konferenz des Washingtoner Artenschutz- Übereinkommens (CITES) waren japanische Gesandte eifrig in Sachen Entwicklungshilfe tätig.
Vertreter karibischer Kleinstaaten, so wurde beobachtet, hatten sich geradezu die Klinke zum Büro der japanischen CITES-Delegation in die Hand gegeben. Man darf davon ausgehen, daß dort die Instruktionen für die Abstimmung zum Walhandelsverbot abgeholt wurden.
Nicht nur die Umweltschutz-Organisation Greenpeace ist in ihrer Studie "Stimmenkonsolidierung" davon überzeugt, daß Japan ca. 30 Millionen Dollar im Jahr dafür ausgibt, um seine Walfangpolitik zu propagieren. "Entwicklungshilfe gegen Stimmen für den Walfang lautet die Devise", sagt Naoko Funahashi, japanischer Delegierter der "Internationalen Stiftung für das Wohl der Tiere" (IFAW). Nach der Greenpeace-Studie ist Japan für zahlreiche Karibische Inselstaaten zum größten Einzahler von Entwicklungshilfe geworden. Allein in Zwergstaaten wie St. Vincent, Dominica, Trinidad und Tobago seien Millionen von Dollar in Fischerei- und Hafenanlagen geflossen. Umweltschützer sehen dabei einen Zusammenhang zwischen diesen Geldern aus Japan und der Aufnahme dieser Staaten in die Internationale Walfangkommission (IWC).
Japan setzte sich nicht nur den Verdacht des unlauteren Stimmenkaufs für die 11. CITES-Konferenz aus, das Land ignoriert auch gemeinsam mit Norwegen die bestehenden IWC-Bestimmungen. Bislang stehen - so die Theorie - alle Großwale nach dem Fangmoratorium von 1986 unter absolutem Schutz. Der Handel mit Walen und Walprodukten ist seitdem eigentlich nach den IWC-Richtlinien verboten. Japan und Norwegen mißachten diese Bestimmungen und versuchen zugleich auf allen Konferenzen eine Lockerung des Handelsverbots zu erreichen.
Längst haben sich die Japaner auch mit Vertretern afrikanischer Staaten wie Namibia und Simbabwe verbündet. Hier bedurfte es nicht einmal des Scheckbuches, um Stimmen für das Abschlachten der Wale zu bekommen: Beide Staaten zählen zu den vier afrikanischen Ländern, die gegenüber CITES für eine Lockerung des Elfenbeinhandels eintreten. Und eine Hand wäscht bekanntlich die andere.
Halali in Kanada: 285.000 Robben werden abgeschlachtet.
Kanada hat wieder die Jagdsaison eröffnet. Ungeachtet der weltweiten Proteste wurden von der Regierung auch heuer wieder 275.000 Sattelrobben und 10.000 Mützenrobben zum jährlichen Robbenmassaker freigegeben. Bis Mitte Juni werden 5.000 Robbenjäger tätig sein. Die Lizenz zum Töten kostet etwa 15 Mark. Bei den Schlachtern handelt es sich meist um arbeitslose Fischer aus Neufundland und Neuschottland, die den Robben - und nicht der Überfischung und der Verschmutzung der Meere - die Schuld am Rückgang der Speisefische geben.
Verdienen läßt sich mit den brutal erschlagenen Robben nicht sehr viel: Das Fleisch wird zwar mit 50 Pfennig pro Kilogramm subventioniert (ein zehn Tage altes Robbenbaby wiegt lebend etwa 25 Kilo und bringt einen Fleischpreis von etwa 17,50 Mark); der Preis für das Fell sank von 35 Mark (1999) auf jetzt knapp 18 Mark. Die Lagerräume sind noch mit Robbenhäuten aus den beiden vergangenen Jahren gefüllt. Lediglich auf dem asiatischen Markt blieb eine geile Einnahmequelle: Händler in Hongkong sollen bis zu 1.600 Mark für einen Robbenpenis zahlen, der dort zermahlen als Potenzmittel reißenden Absatz findet.
EU vs. Afrikanische Kakaobauern.
Die Kakao-produzierenden Länder rechnen mit neuen Verlusten in Höhe von über 500 Millionen Mark. Ein Grund dafür ist die kürzlich vom Europäischen Parlament beschlossene Aufhebung des Schokoladen-Reinheitsgebots. So dürfen jetzt außer Kakaobutter auch andere Fette wie etwa Palmöl enthalten sein. Die elf Millionen vom Kakaoanbau abhängigen Westafrikaner haben schon seit Jahren unter den fallenden Weltmarktpreisen zu leiden. Durch den Ersatz von Kakaobutter in der Schokolade durch billige Fette wird sich wegen der sinkenden Nachfrage der Weltmarktpreis für Kakao-Produkte weiter verringern. Mehr fairer Handel mit angemessenen Preisen wie von der gepa in der Genossenschaft Kuapa Kokoo in Ghana praktiziert wäre ein Ausweg. Außerdem wird in der "fairen" Schokolade auf Sojalecithin verzichtet, wodurch Gentechnik-Soja von vornherein ausgeschlossen bleibt.
Rot-grüne Waffen für die Türkei.
Das Entwicklungsland Türkei bestellt Waffen, und die rot-grüne Bundesregierung übernimmt die Bürgschaft. Die Deutsche Bundesregierung will für zwei Rüstungsgeschäfte mit den Natopartnern Griechenland und Türkei bürgen, wie das Wirtschaftsministerium bereits bestätigte. Die geplanten Waffenlieferungen an die beiden verfeindeten Länder sollen einen Wert von zwei Milliarden Mark haben. Griechenland verhandle über die Lieferung von 60 Eurofighter-Kampfjets, die gemeinsam von Deutschland, England und Italien gebaut werden. Die Bundesregierung will dabei für einen Finanzkredit mit einer Haftung bis 1,15 Milliarden Mark bürgen. Das türkische Verteidigungsministerium soll nach Zeitungsberichten ein Minenjagdboot sowie militärisches Material bestellt haben. Die Deutsche Regierung will das Fabrikationsrisiko mit bis zu 847 Millionen Mark abdecken. Grundlage dafür ist ein Vertrag vom 30. Juli 1999.
Erstaunlich ist, daß diese Rüstungsbürgschaften nicht wenigstens bei den Abgeordneten von Bündnis 90/ Die Grünen für größere Unruhe sorgt. Die Regierung hatte erst vor kurzem eine neue Rüstungskontrollrichtlinie festgeschrieben, welche die Lieferung von Rüstungsgütern an die Einhaltung der Menschenrechte durch den Empfängerstaat abhängig macht, weshalb die Türkei als Kunde für Rüstungsmaterial eigentlich nicht in Frage kommen dürfte.
Tschernobyl - Bilanz nach 14 Jahren.
Der Super-GAU von Tschernobyl forderte bis jetzt nach offiziellen Angaben 15.000 Menschenleben, 3,5 Millionen Strahlen- kranke und die zehnfache Krebsrate des Landesdurchschnitts. Diese Bilanz zog das ukrainische Gesundheitsministerium in Kiew 14 Jahre nach der Kernreaktorkatastrophe. Jeder zehnte der damals zu Lösch- und Rettungsarbeiten abkommandierten 300.000 Helfer ist inzwischen tot, viele begingen in ihrer Verzweiflung Selbstmord. 50.000 Helfer seien nach dem Unglück am 26. April 1986 invalid und arbeitsunfähig geworden. Doch die Folgen des Atomkraftwerkunfalls sind damit noch lange nicht ausgestanden: Mit jedem Jahr verschlechtert sich der Gesundheitszustand der Menschen in dieser Region weiter.
Tierschutz? Nicht mit den "christlichen" Parteien.
CDU/CSU verhindert zum dritten Mal die Tierschutzaufnahme ins Grundgesetz. Die Aufnahme des Tierschutzes als Staatsziel ist am 13. April 2000 ein weiteres Mal am Widerstand von CDU und CSU gescheitert. SPD, Grüne, FDP und PDS hatten einhellig für die Aufnahme gestimmt. Die "christlichen" Parteien folgten der Vorgabe ihres Fraktionschefs Friedrich Merz, den Entwurf möglichst geschlossen abzulehnen. Die Unionsfraktion begründete die erneute Torpedierung des Tierschutzes mit der Behauptung, die Aufnahme des Tierschutzes als Staatsziel verbessere den Schutz der Tiere nicht.
Die "Christlichen" müssen sich nun erneut vorwerfen lassen, ihre Ablehnung habe vor allem mit dem Wunsch zu tun, Pharma- und Forschungskonzerne nicht zu verprellen. Pro Jahr werden in Deutschland Versuche an 1,5 Millionen Tiere gemacht. Zur dringenden Bitte der Tierschützer, das Vieh nicht erst tausende Kilometer durch Europa zu karren, sondern im nächstgelegenen Schlachthof zu töten, heißt es im jüngsten Tierschutzbericht lapidar: "Aus Wettbewerbs- und Praktikabilitätsgründen ist hier ein gewisser Spielraum nötig." Geschlachtet werden in Deutschland nach dem Tierschutzbericht jährlich etwa fünf Millionen Rinder, knapp 40 Millionen Schweine und fast eine Million Schafe und Ziegen. Hühner und Truthähne kann man gar nicht mehr zählen, weshalb sie nur noch im Gesamtgewicht von über 600.000 Tonnen angegeben werden.
Umweltpolitik der rot-grünen Regierung: Vernichtendes Urteil.
Unausgewogenheit und erhebliche Defizite in der Umweltpolitik hat der Umweltsach- verständigenrat der Bundesregierung vorgeworfen. Durch die starke Betonung von Atomausstieg und Öko-Steuer seien andere wichtige Themen in den Hintergrund gedrängt worden, so die Experten im Umwelt-Gutachten 2000. Die Regierung wurde aufgefordert, auch anderen Umweltthemen die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Erhebliche Defizite gebe es beispielsweise beim Boden- und Wasserschutz, den wachsenden Altlastenproblemen und eine Reform der Abfallwirtschaft sei überfällig. Dabei darf man nicht übersehen, daß der sogenannte Atomausstieg äußerst zögerlich angegangen wurde und praktisch nicht mehr vorhanden ist. Auch bei der "Öko-Steuer" fehlt es an Konsequenz und Ausgewogenheit.
Korruption in der EU: Business as usually.
Michaele Schreyer (Bündnis 90/Die Grünen) verkündete zu ihrem Amtsantritt im September 1999, sie werde alles daran setzen, gegen Korruption und Betrügereien in der Europäischen Union vorzugehen. Ein Beispiel für einen handfesten Betrugsfall, leider typisch für die hochsubventionierte europäische Agrarwirtschaft, ist die Butter aus Irland, die zu Sonderkonditionen in die vormalige Sowjetunion geliefert werden sollte, und nun nach Polen umgeleitet wurde, um sie dort lukrativ zu verkaufen. Weder wurden die 17,6 Millionen Euro Strafkaution bezahlt, noch sorgte die EU-Kommissarin Schreyer für die Entfernung der dafür verantwortlichen EU-Bediensteten aus Amt und Würden.
Auch in der sogenannten Echo-Affäre, bei der es um Millionen-Betrügereien im EU-Amt für Humanitäre Hilfe ging und fingierte Dienstleistungsverträge eine Rolle spielten, wurden die strukturellen Defizite des Ressorts der vollmundigen Michaele Schreyer deutlich.
Auch die Konstruktion des "unabhängigen" Amtes für Betrugs- bekämpfung OLAF - eine neue weitere Behörde, der der Deutsche Franz-Herrmann Brüner vorsteht - ist ein Beispiel für Skrupelhaftigkeit. Berichte werden hier genauso geschönt, wie schon bei der Vorgänger-Dienststelle, der Anti-Betrugseinheit UCLAF. Im Hinblick auf die persönliche Karriere, wird weiterhin nichts gegen die Machenschaften der eigenen Vorgesetzten unternommen. Sinnvoller wäre es wohl, die OLAF-Behörde dem Europäischen Rechnungshof anzugliedern, dessen Unabhängigkeit im EU-Vertrag fixiert ist.
EXPO 2000 in Hannover: Nachhaltige Atomkraft?
Am 1. Juni 2000 wurden die Tore der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover geöffnet. Dort soll den Menschen ein Einblick in die "Welt von Morgen" gegeben werden, wie die Veranstalter unter der Führung der vormaligen Treuhand-Chefin Birgit Breuel werben.
Bei den Themen "Mensch, Natur und Technik" wird jedoch eine auffallend einseitige "neue Welt" vorgezeigt. Zwar hört man ständig von "Nachhaltigkeit", und dieses Wort soll auch der offizielle Schlüsselbegriff für die EXPO sein, doch es scheint, als hätten die Veranstalter eine recht eigenwillige Auslegung dieses Begriffs.
Nachhaltig ist bemerkenswerterweise plötzlich alles, womit sich viel Geld machen läßt: Atomkraftwerke einschließlich Plutoniumwirtschaft, die Vermarktung gentechnisch manipulierter Pflanzen und Tiere in der Landwirtschaft und ähnliches mehr. Patente auf Pflanze, Tier und Mensch finden in der schönen neuen EXPO-Welt ihren festen Platz.
Weniger nachhaltig dürfte allerdings Birgit Breuels Kalkulationen in Bezug auf den EXPO-Etat sein, aber unter der Verantwortung von Frau Breuel hat ja schon die Treuhand in schier unglaublicher Ignoranz Milliarden verschleudert. So wird wohl auch die EXPO nach den jetzigen Berechnungen mit einem saftigen Defizit schließen. Und für die Schulden werden wieder wir Steuerzahler aufkommen müssen. Vorteile aus EXPO ziehen dafür einige Unternehmen und kommerzielle Gesellschaften, in denen - wen wundert's - Günstlinge von SPD und CDU/CSU sitzen. Eine hübsche Parallele übrigens zu Birgit Breuels Wirken bei der Treuhand.
Echelon existiert.
Nach den ersten Anhörungen des Bürgerrechtsausschusses des Europäischen Parlaments sind nun auch die letzten Zweifel an der Existenz des Echelon-Projektes beseitigt.
Der vom Bürgerrechtsausschuß geladene britische Sachverständige Duncan Campell bestätigte in einer Studie, daß das weltweite Überwachungssystem Echelon zum Schaden der europäischen Wirtschaft betrieben werde und die Privatsphäre der europäischen Bürger verletze. Das Abhörsystem zur illegalen Überwachung von Telefon, Fax, E-Mail und Internet werde von der National Security Agency (NSA) geleitet, weitere Nutzer seien Kanada, Australien, Neuseeland und Großbritannien. Den Maßnahmen des Ausschusses sind Beschwerden der US-Datenschutz- organisation "Electronic Privacy Information Center" vorausgegangen, nach deren Meinung mit Hilfe des Systems auch amerikanische Bürger ausspioniert werden würden.
Die ersten Stellungnahmen der Abgeordneten gingen von der Forderung nach EU-eigenen Verschlüsselungs- systemen über die Warnung vor voreiligen Verschwörungstheorien bis hin zum Ruf nach einer Untersuchungskommission, die die USA und den Partner Großbritannien diesbezüglich überprüfen solle.
Der Europarat und Rußland.
Vor etwa 50 Jahren wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte in Kraft gesetzt und gefeiert. Ebenfalls zu dieser Zeit beschlossen die Europäer ihre Menschenrechtskonvention. Edle Grundsätze für ewigen Frieden. Doch der Friede scheint ewig auf sich warten zu lassen. Denn in den vergangenen fünf Jahrzehnten wurde der Graben, der zwischen Theorie und Praxis klafft, nicht zugeschüttet. Gerade jene Staaten, aus denen sich der Europarat rekrutiert, haben jetzt wieder den Beweis für ihre Ignoranz geliefert. Rußland, dessen Militär nachweislich eine Blutspur durch Tschetschenien zog, hat von den Ministern dieser demokratischen Staaten, allen voran den deutschen, nicht das Geringste zu befürchten. Rußland kann diese Spur in bewährter Manier auch anderswo weiterziehen. Die Minister beschlossen, erst einmal nichts zu tun und keine Sanktionen gegen Moskau zu verhängen.
Daß am selben Tag der Kreml mit Razzien gegen einen der letzten der noch unabhängigen Medienkonzerne antrat, konnte weder die Kreise des Kreml noch jene der Europäer stören. Anders wäre es wohl gewesen, wenn ein österreichischer Minister auch nur verbal Kritik an der Berichterstattung einer Zeitung in der Alpenrepublik geäußert hätte, dann wüßte man diplomatisch zu intervenieren, Sanktionen zu verhängen, eventuell sogar Wien aus dem Europarat auszuschließen. Alles im Namen der Menschenrechte, natürlich. Diplomaten und Politiker hängen ihr Fähnchen eben nur zu gerne in den Wind. Die eklatanten Beispiele Rußland und China zeigen, daß die Heuchelei europäischer Diplomaten heute offenbar unbegrenzt steigerungsfähig ist.
GAU-Versicherung.
Endlich eine ausreichende Haftpflicht- versicherung für die deutschen Atomkraftwerke fordert das Bürgerforum Umwelt im niederbayerischen Vilshofen. Atomkraftwerke sind hierzulande nur bis zur Schadenshöhe von einer Milliarde Mark versichert, bei schwereren Unfällen sei jedoch mit Schäden von zwölf Billionen Mark zu rechnen. Daraus folgt, daß Betroffene alles verlieren und keine Entschädigung erhalten. Deshalb wurde von kleineren Parteien, Ärzten, Naturschützern und Richtern bereits eine Unterschriften-Aktion initiiert, mit der realistische Versicherungssummen für Atomkraftwerke erreicht werden sollen.
Mehr Rechte für Kunden.
Das ab 1. Juni 2000 gültige neue Fernabsatzgesetz gibt Verbrauchern mehr Rechte bei Bestellungen per Katalog, Telefon und Internet. So gilt ein generelles Widerrufsrecht: was nicht gefällt kann binnen 14 Tagen zurückgegeben werden. Damit verlängern sich auch Widerrufsfristen anderer Gesetze, auch für Haustürgeschäfte, Abonnements, Kaffeefahrten und Timesharing gelten nun 14 Tage. Die Rücksendekosten muß der Anbieter tragen, notfalls kann der Kunde die Ware auch unfrankiert zurücksenden - aus Beweisgründen am besten mit Zeugen. Das Gesetz erfaßt auch die Gewinnspiel-Betrüger: Wer einen Gewinn verspricht, muß ihn jetzt auch auszahlen.
Kosmetik: Es darf weiter gequält werden.
Am 30. Juni 2000 sollte ein von der EU-Kommission erlassenes Verbot für die Durchführung von Tierversuchen für Kosmetika in Kraft treten, doch nun haben es sich die EU-Kommissare anders überlegt. Die EU-Kommissare haben ihre Versprechungen von 1993 gebrochen, damals hatten sie ein Tierversuchsverbot in der Kosmetikindustrie beschlossen. Der gefeierte Sieg für den Tierschutz sollte am 1. Januar 1998 in Kraft treten. Kurz davor wurde der Termin kurzerhand auf den 30. Juli 2000 verschoben und somit weitere sieben Jahre in denen Tausende von Versuchstieren für Kosmetika ihr Leben oft qualvoll lassen mußten.
Am 5. April 2000 hat nämlich die EU-Kommission in einer Sitzung beschlossen, das Verbot erneut zu verschieben, diesmal ins Jahr 2003. Und wie gehabt: Nur unter der Voraussetzung, daß es bis dahin "zufriedenstellende" tierversuchsfreie Prüfmethoden gibt. Das ist die gleiche Bedingung, die schon als Grund für die Verschiebung von 1998 dienen mußte. Und damals wie heute ist es völlig unklar, wer denn eigentlich die Prüfmethoden als "zufriedenstellend" definieren soll und welche Richtlinien dafür herangezogen werden sollen.
Also wird auch 2003 das Inkrafttreten wieder verschoben, und weitere drei Jahre dürfen so grausame Versuche wie der Draize-Test durchgeführt werden, bei dem Kaninchen die Prüfsubstanz in die Bindehaut der Augen getropft oder gespritzt wird, nachdem die Tiere in Halterungen fixiert wurden. Dieser Test führt in der Regel zu schlimmsten und schmerzhaften Verätzungen der Augen. Beliebt sind auch die Schleimhautreiztests, bei denen beispielsweise Goldhamstern mit einer Prüfsubstanz die Mundschleimhaut verätzt wird. 13 verschiedene sadistischen Tests für Kosmetikversuche sind bekannt. Übrigens, es gibt auch gute tierversuchsfreie Kosmetika.
Elefantenfleisch contra Viagra.
Ursprünglich waren Elefanten in Thailand unentbehrliche Arbeitstiere der Holzfäller. Durch die fortschreitende Urbanisierung wurden die friedlichen Riesen schließlich zur Touristenattraktion. Die neueste Form der Ausbeutung ist der Verkauf von Elefantenfleisch zur angeblichen sexuellen Leistungssteigerung. Auf Ankaufsangebote von Händlern gehen die oftmals verarmten Elefantenbesitzer gerne ein, da sie die Futterkosten von umgerechnet etwa 1.000 Mark im Monat nicht mehr bezahlen können. Vetreter der thailändischen Tierschutz- organisation SPCA sehen diese Entwicklung mit Besorgnis: "Das Fleisch schmeckt nicht besonders gut. Die Leute betrachten es eher als Medizin".
Japan tötet wieder Pottwale.
Trotz des internationalen Protests ist wieder eine japanische Walfangflotte in den nordwestlichen Pazifik ausgelaufen um dort - nach Angaben des Fischereiministeriums - in den Monaten September und Oktober 2000 bis zu 160 Wale "zu Forschungszwecken" zu töten. Erstmals seit 13 Jahren sollen auch wieder Pottwale und Bryde-Wale getötet werden, weil sich deren Restbestände angeblich ausreichend erholt hätten.
-Jabberwocky-