Lyrik von Annegret Winkel
Annegret Winkel
Aprilsonntag
In so einen Matsch
setze ich keinen
Fuß.
Vor die Tür
bringt mich:
Nichts.
Kann mir
den Tag
heute egal
sein lassen.
aprilsonntag
in so einen matsch
setze ich keinen
(fuß)
vor die tür
bringt mich:
nichts kann
mir
den tag
heute egal
sein lassen
reim auf leiter und mitarbeiter
der leiter denkt
der mitarbeiter schwenkt
das BUCH.
ein fluch
verfolgt den leiter.
doch dieser - heiter
grinst und
denkt weiter.
(K)ein liebes Gedicht
Die Tiefe deiner braunen Augen
traf genau
mich.
Die Schluchten deiner Gedankengebirge
habe ich
durchschritten.
Für die Gipfel
fehlen mir
deine Schwingen.
Gefühle brachen
in deinem Schweigen.
Meine Tränen
gehören dir
nicht mehr.
Der BLEIERNE Schwan
Es war einmal ein Schwan.
Er schaute sich das Wasser an.
Er wollt' so gerne schwimmen.
Da kam ein Enterich vorbei.
Er zeigte sein Gefieder
und sprach: "Ich schwimme lieber."
Der Schwan sprang trotzdem nicht hinein.
Es war ihm nicht geheuer.
War ihm sein Kleid zu teuer?
Der Schwan schaute sich um.
Allein war ihm das nun zu dumm.
... und fand so seine Schwänin.
Und siehe da, nach einem Jahr
war´n sie nicht mehr alleine.
Sie schwammen mit acht Beinen.
Und seid ihr auch nicht Viere,
machts trotzdem wie die Tiere.
Wörtlich genommen
Nur ein Wort: Wie geht es dir?
Nur ein Satz: Was machst du?
Nur ein Brief: Wer fühlt mit dir?
Nur ein Buch: Wofür lebst du?
Aphorismen 1
vor die tür gesetzt,
sehe ich die straße
mit anderen augen.
Viertausend Jahre brauchte der Mensch, um den aufrechten
Gang zu erlernen,
aber ein Augenblick genügt, um wieder zum KRIECHTIER zu
werden.
Jemanden mal kräftig den Kopf waschen heißt nicht, jedes
Haar zu spalten.
Die Sensiblen sind immer in Gefahr.
Was man bewußt anfängt, kann man auch bewußt wieder
aufhören.
Aphorismen 2
Wer den Kopf gesenkt hält, kann die Sterne am Himmel
höchstens in der Pfütze sehen.
Manche scheinbar normalen sind dermaßen gestört, daß ihnen
nicht mehr zu helfen ist.
Mal ein offenes Wort unter Frauen hat noch keinem Mann
geschadet.
Humor ist:
wenn man so viel Distanz hat, daß man tatsächlich lachen
kann, obwohl das alles andere als lustig ist.
Wie man sich bettet so lebt man, sagte der Fakir und stieg
aus den Federn.
Ich glaube: erst, wenn die Eltern gestorben sind, hört die
Kindheit wirklich auf.
Ich weiß, daß ich anders bin. Aber anders leben will ich
nicht.
Alle Texte von Annegret Winkel.
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